Wärmedämmung im Massivbau
Ohne eine gute Wärmedämmung kommt heute kein Massivhaus mehr aus.
Die Vorschriften der Vorschriften der Energieeinsparverordnung (EnEV), aber auch die anhaltend steigenden Energiekosten und das wachsende Umweltbewusstsein stellen die Weichen für eine stetige Verschärfung der Bestimmungen. Gedämmt werden muss grundsätzlich die gesamte Gebäudehülle, je nach Baustoff dämmt das tragende Material selbst oder es ist eine zusätzliche Dämmebene nötig.
Wandaufbauten im Massivhaus
Anders als die leichten Bauweisen beim Fertighaus kommt der Massivbau heute sehr gut ohne zusätzliche Wärmedämmebene aus – und das, obwohl die gesetzlichen Vorschriften immer strenger werden. Hochdämmende Mauersteine ermöglichen es, dass die tragende Außenwand gleichzeitig als Wärmedämmschicht dient. Der große Vorteil: Baukosten, Zeitaufwand und Fehlerquellen sind minimiert, der Massivbau wird so hinsichtlich der Dämmung zu einer hocheffektiven Bauweise. Wird im Massivbau mehrschalig gebaut, dann wird auf die tragende Wandschale eine Dämmung aufgebracht. Generell kommen für Massivhäuser folgende Wandaufbauten in Frage:
- Einschalige Wand
Hat eine Außenwand die entsprechende Dicke sowie einen guten Wärmedämmwert, dann kann diese ohne zusätzliche Dämmung verbaut werden. Die einschalige Wand eignet sich vor allem für Putzfassaden, die Industrie liefert dazu Mauersteine mit niedriger Wärmeleitfähigkeit. Die U-Werte bewegen sich im Bereich zwischen 0,16 W/m²K und 0,30 W/m²K. Ja nach Anforderung an Wärmeschutz und Tragfähigkeit liegen die Wanddicken zwischen 30 und 49,5 cm.
- Einschalige Wand mit Wärmedämmung
Alle Arten von Mauerstein und Beton sind im Massivbau für die Außendämmung geeignet. Als Außenwand kann das Wärmedämmverbundsystem (WDVS) eingesetzt werden, eine andere Variante stellt die vorgehängte Fassade dar. Die außen aufgebrachten Dämmplatten werden durch eine Fassadenverkleidung aus Holz oder anderen geeigneten Materialien geschützt. Die U-Werte bewegen sich im Bereich zwischen 0,20 W/m²K und 0,30 W/m²K, die Wände sind zwischen 25 und 40 cm dick.
- Mehrschalige Wände mit Dämmung
Vor einer tragenden Wand ist eine weitere Wandschale als Verblendung aufgebaut, zwischen den Wänden befindet sich eine Dämmschicht mit oder ohne zusätzlicher Luftschicht. Für das Vormauerwerk kommen Klinker, Kalksandstein oder Verblendziegel zum Einsatz, die Wandstärken betragen 35 bis 50 cm, abhängig von Wandbaumaterial und Dämmung.
Tipp:
Hochwärmedämmende Ziegel machen mehrschalige Wände für ein Massivhaus überflüssig. Durch die Verwendung entsprechender Steine und einer ausreichenden Wanddicke stimmt die Wärmedämmung ohne dass es zu zusätzlichem Aufwand oder Problemen durch die Dämmebene kommt.
Viel hilft viel? Über den Sinn und Unsinn von Dämmung
Betrachtet man die Entwicklung der Wärmedämmung in den letzten Jahren ist eins sicher: Die Dämmschichten werden immer dicker, die Häuser zugleich immer dichter. Ziel dabei ist es, den Energieverbrauch möglichst gegen Null zu reduzieren. Was für die nachträgliche energetische Sanierung im Altbau tatsächlich Sinn machen kann, hat für Massivhäuser eine unangenehme Kehrseite: Zusätzlich zu immer höheren Ansprüchen an die Dämmung werden Neubauten auch zunehmend luftdicht. Und diese Kombination kann zu Problemen mit der Luftfeuchtigkeit und damit mit Wohnklima und Schimmel führen. Der Versuch, dieses Risiko aus der Welt zu schaffen, sorgt für weitere Kosten: Eine vollautomatische Lüftungsanlage, auch als Zwangslüftung bezeichnet, muss her.
Ein weiteres Problem ergibt sich aus einer fehlerhaften Verarbeitung: Ist die Dämmung nicht ausreichend gegen Feuchtigkeit geschützt und hinterlüftet, verliert das Material seine Dämmwirkung und damit funktioniert der ganze Wandaufbau nicht mehr. Wärmebrücken, die durch Lücken in der Dämmschicht entstehen, sorgen für Feuchtigkeit an der Wand und liefern einen idealen Nährboden für Schimmel.
Auch rein rechnerisch macht ein Mehr an Dämmung nicht unbegrenzt Sinn: Verdoppelt man die Dämmschicht, so führt dies lediglich zu einer Halbierung des U-Wertes. Was auf den ersten Blick vielleicht positiv erscheint, wird stark relativiert, wenn man die mögliche Einsparung an Energie den zusätzlichen Kosten für eine starke Dämmung gegenüberstellt. Die maximale Einsparung durch eine zusätzliche Dämmung bewegt sich maximal im Bereich von ca. 20% und das auch nur, wenn die Heizung tadellos funktioniert. Superdämmungen sind also im Vergleich zum Nutzeffekt teuer und amortisieren sich erst nach so vielen Jahren, dass sie in wirtschaftlicher Hinsicht kaum mehr einen Sinn ergeben.
Tipp:
Grundsätzlich muss ein Gebäude hinsichtlich der Wärmeschutzstrategie ganzheitlich betrachtet werden. Bau- und Anlagentechnik, Gebäudeform und -größe sowie die Fenster- und Dachgestaltung nehmen Einfluss auf das Konzept.
Innendämmung – Außendämmung
Während die Außendämmung ein Gebäude als geschlossene Hülle verpackt, wird die Innendämmung an der Innenseite der Außenwände angebracht, die Wandanschlüsse bleiben nach außen hin ungedämmt. Bei fachgerechtem Einbau liefert auch die Dämmung von Innen – häufig wird dazu Styropor verwendet - gute Ergebnisse, allerdings mit allen Nachteilen, die der diffusionsdichte Dämmstoff mitbringt. Innendämmungen kommen vorwiegend in der Sanierung zum Einsatz. Beim Neubau wird die Dämmung fast immer außen aufgebracht, häufig in Form der Wärmedämmverbundfassade, bei der Styroporplatten aufgeklebt oder -gedübelt und anschließend verputzt werden. Neben den verschiedenen Nachteilen von Styropor als Dämmstoff bringt die WDVS-Fassade noch eine weitere Schwierigkeit mit: Im Laufe der Zeit schrumpfen die Platten und es kann zu Rissen und Fugen in der Außenwand kommen.
Wichtige Dämmstoffe im Überblick
Man unterscheidet zwischen synthetischen, mineralischen und natürlichen Dämmstoffen. Die einzelnen Produkte unterscheiden sich in Material, U-Wert sowie Eignung und haben jeweils unterschiedliche Vorzüge und Nachteile. Folgende Dämmstoffprodukte kommen besonders häufig zum Einsatz:
Synthetische Dämmstoffe
- Expandierter Polystyrol-Hartschaum (EPS) in Plattenform mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,03 bis 0,045 W/(mK)
--> geeignet für Boden, Wand und Dach
Styropor ist billig und leicht zu verarbeiten und das bei guten Wärmedämmwerten. Doch es gibt auch Nachteile: So enthalten ältere Dämmplatten noch den giftigen Zusatz HBCD zur Verbesserung des Brandschutzes. Styropor ist schwer zu entsorgen, das diffusionsdichte Material begünstigt die Schimmelbildung in Räumen.
- Extrudierter Polystyrol-Hartschaum (XPS) in Plattenform mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,023 bis 0,04 W/(mK)
--> geeignet für Boden, Wand und Dach sowie als Perimeterdämmung
Styrodur besteht aus Kunststoffgranulat, das zu einer Hartschaumplatte geformt wird. Besonders stark ist das Material in Sachen Druckfestigkeit und Feuchtebeständigkeit bei vergleichsweise geringen Kosten. Die Schattenseiten von XPS entsprechen denen von Styropor.
- Polyurethan (PUR) als Platte oder Ortschaum mit einer Wärmeleitfähigkeit zwischen 0,023 bis 0,03 W/(mK)
--> geeignet für Fußboden, Dach und Fassade
Polyurethan ist aufgrund seiner hohen Druckfestigkeit und seiner guten Dämmwerte besonders dort geeignet, wo Bauteile gut gedämmt und dennoch schlank sein sollen. Dämmstoffe aus PUR sind als Platte oder Formteil mit einer Dicke von bis zu 300 mm oder als Ortschaum erhältlich. Weniger geeignet ist das Dämmmaterial aufgrund der hohen Stabilität für die Hohlraumdämmung, der Energieaufwand bei der Herstellung ist sehr hoch.
- Phenolharz als Platte mit einer Wärmeleitfähigkeit zwischen 0,022 und 0,025 W/(mK)
--> geeignet für Außendämmung (WDVS) und Dach sowie für Kellerdecken und oberste Geschossdecken
Phenolharzplatten haben eine sehr niedrige Wärmeleitfähigkeit und eignen sich deshalb besonders dort als Dämmstoff, wo der Platz knapp bemessen ist. Phenole werden bei der Verarbeitung von Erdöl gewonnen, der Energieverbrauch bei der Herstellung ist hoch. In die Kritik geraten ist Phenolharz durch Fälle, in denen der Abrieb am Material zu Verätzungen geführt hat. Bei der Bearbeitung ist deshalb entsprechende Vorsicht ratsam.
- Vakuumisolierpaneele (VIP) mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,007 bis 0,008 W/(mK) als Dämmplatten
--> geeignet für Innendämmung, Heizkörpernischen, Flachdach oder Terrasse
Überall dort, wo es auf jeden Zentimeter ankommt, sind VI-Paneele aufgrund der geringen Materialstärke ideal. Die Platten sind druckbelastbar, feuchteabweisend und prinzipiell für fast alle Anwendungen geeignet. Nachteilig ist, dass die Platten nicht bearbeitbar sind und deshalb maßgerecht hergestellt werden müssen. Auch ein Schrauben oder Nageln der Platten ist nicht möglich.
Mineralische Dämmstoffe
- Glaswolle als Matten auf Rolle mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,032 bis 0,040 W/(mK)
- Steinwolle als Matten auf Rolle mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,035 bis 0,048 / 0,032 bis 0,040 W/(mK)
--> Beides geeignet für Wand und Dach.
Die mineralische Dämmung mit Glas- oder Steinwolle bietet sehr gute Dämmeigenschaften, ist schimmelresistent und feuerfest.
Nachteilig sind die geringe Druckfestigkeit und die Feuchteempfindlichkeit. Wird das Material nass, verliert es seine Dämmwirkung. Durch den hohen Energieverbrauch bei der Herstellung ist Mineralwolle nicht umweltfreundlich.
- Schaumglas als Platte oder Schotter mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,040 bis 0,060 W/(mK)
--> geeignet für Boden, Wand, Dach sowie als Perimeterdämmung
Hergestellt aus Altglas bietet Schaumglas als Dämmung sehr gute Eigenschaften wie Wasser- und Druckfestigkeit, Beständigkeit gegen Verrottung und Feuer.
Die Herstellung ist sehr energieintensiv, Schaumglas ist als Dämmstoff im Vergleich ausgesprochen teuer.
Natürliche Dämmstoffe
- Flachs als Matte, Filz oder Stopfmaterial mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,04 W/(mK)
- Hanf als Matte, Filz oder Stopfmaterial mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,04 bis 0,045 W/(mK)
--> Beides geeignet für Innenwände- und Dach.
Flachs und Hanf sind aufgrund ihrer Feuchteempfindlichkeit nicht als Außenwanddämmung geeignet. Für die Erreichung der Feuerbeständigkeit ist das Material mit Bor getränkt, Polyesterfasern erhöhen die Stützfunktion des Materials. Nachteilig sind der Preis und die Einschränkung hinsichtlich der Einsatzgebiete.
- Schaumglas als Schotter oder Platten mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,040-0,060 W/(mK)
--> geeignet als Dämmung unter der Bodenplatte (Schotter) für Wände und Dach sowie als Perimeterdämmung
Schaumglas wird aus Altglas hergestellt, das Endprodukt entfaltet seine Dämmwirkung durch viele kleine Poren im Material. Der Dämmstoff ist nicht brennbar, dampf- und wasserdicht sowie ungezieferbeständig und kann so auch in schwierigen und feuchteanfälligen Bereichen eingesetzt werden. Nachteilig sind der hohe Preis sowie der große Energieaufwand bei der Herstellung.Tipp: Welche Dämmung die richtige ist, hängt vom Gesamtkonzept des Massivhauses ab. Zu beachten ist vor allem, ob die gewählte Dämmung auch die Anforderungen an den Schallschutz erfüllt und einen guten sommerlichen Wärmeschutz (Schutz vor Aufheizung der Räume) bietet.
Die Dachdämmung
Während Massivhäuser im Wandbereich gut ohne zusätzliche Dämmebene auskommen, ist eine Wärmedämmung im Dach obligatorisch. Man unterscheidet je nach Lage der Dämmebene drei verschiedene Arten der Dachdämmung.
- Zwischensparrendämmung
Bei dieser Variante wird das Dämmmaterial zwischen die Dachsparren eingebaut, die gesamte Fläche wird auf der Innenseite mit Gipskarton oder anderen Bauplatten verkleidet. Nach außen zur Dachhaut hin sorgen Schalungen und Absperrfolien dafür, dass die Dämmung nicht durchfeuchtet wird. Die Zwischensparrendämmung wird durch die Stärke der Dachbalken begrenzt, diese wiederum folgen in ihrer Höhe den statischen Anforderungen. Bei Bedarf kann durch eine Untersparrendämmung die nötige Dämmstoffdicke erreicht werden.
- Untersparrendämmung
Bei der Untersparrendämmung liegt die Dämmebene unterhalb der Dachsparren. Dadurch entsteht eine zusätzliche Ebene, die zum einen die Zwischensparrendämmung verstärken, zum anderen als Installationsebene für Kabel und Leitungen dienen kann. Der Nachteil dieser Dämmvariante im Dach ist, dass sich die Raumgröße verringert.
- Aufsparrendämmung
Komplett oberhalb der Sparren liegt die Dämmung bei der Aufsparrendämmung. Sie gilt als die effektivste Dämmvariante, da durch die geschlossene Schicht sämtliche Wärmebrücken überdeckt werden. Die Dämmung wird auf eine Schalung oberhalb der Dachsparren aufgelegt, Biegesteife Dämmplatten können auch direkt auf den Dachbalken aufgebracht werden. Den Abschluss der Dämmebene bildet ein sogenanntes Unterdach, dass die Dämmung vor der Witterung schützt. Anschließend folgt die Dacheindeckung, die im Massivhaus meist aus Ziegeln besteht.
Tipp:
Eine Alternative zur recht aufwändigen und teuren Dachdämmung bildet die Dämmung der obersten Geschossdecke. Die Pflicht dazu besteht, wenn das Dach den Mindestwärmeschutz der EnEV 2014 (U-Wert von 0,24 Watt/(m²•K)) nicht erfüllt. Diese Variante bietet sich an, wenn das Dach nicht als Wohnraum genutzt werden soll oder kann.