FensterFenster im Massivhausbau

Fenster sind die Öffnungen der Fassade nach draußen, geben dem Haus ein individuelles Gesicht und sorgen für Licht und Luft. Die hohen Anforderungen an Dichtheit und Wärmeschutz, die mit der Neufassung der Energieeinsparverordnung EnEV 2014 eingekehrt sind, gelten natürlich auch für moderne Fenster. Thermisch getrennte Rahmen, Isolierglasscheiben und hochwertige Doppeldichtungen sorgen dafür, dass die Wärme im Haus bleibt. Doch nicht nur die Fensterkonstruktion ist entscheidend. Auch der fachgerechte Einbau in die Außenwand bestimmt über die spätere Funktionstüchtigkeit.

Rahmenmaterialien – Eigenschaften und Optik

Moderne Isolierglasfenster unterscheiden sich auf den ersten Blick in den Rahmenmaterialien. Nach wie vor die preisgünstigste Variante ist auch heute noch das Kunststofffenster, rustikal und natürlich wirken Holzfenster, während Fensterrahmen aus Metall frisch und modern daherkommen. Besonders funktional und vielseitig in der Gestaltung sind Verbundkonstruktionen, bei denen Innen- und Außenschale aus verschiedenen Materialien bestehen. Wichtig bei allen Konstruktionen: Die thermische Trennung des inneren und äußeren Rahmens. Sie gewährleistet den besonders guten Wärmeschutz.

Kunststofffenster

Geringe Anschaffungskosten, eine große Auswahl an Farben, Profilen und Formen sowie die gute Witterungsbeständigkeit machen Kunststofffenster zu den am häufigsten verbauten Fenstern im Massivbau. Die robusten Rahmen sind sehr wartungsarm und leicht zu reinigen, durch Oberflächentexturen, aufgearbeitete Folien oder Kunststoffbeschichtungen entstehen individuelle Dekors.
Die Fensterprofile werden aus PVC im Spritzguss- oder Strangpressverfahren hergestellt, im Kern der Profile verbirgt sich in der Regel ein Stahlprofil, das für die nötige Stabilität sorgt. Durch mehrere luftgefüllte Kammern entsteht eine ausgezeichnete Wärmedämmfunktion, mit der Anzahl der Kammern sinkt auch der U-Wert, das Maß der Wärmeleitfähigkeit eines Bauteils. Moderne Kunststofffenster besitzen heute eine Bautiefe zwischen 65 und 105 mm und passen so ausgezeichnet zu den aktuellen Wandstärken im Massivhausbau.
Kunststofffenster haben viele Vorteile – allen voran die günstigen Preise – bringen aber auch einige Nachteile mit sich. So können die Rahmen durch mechanische Einflüsse verkratzen, das Ausbessern ist dann kostenintensiv oder gar nicht möglich. Bei dauerhafter Sonneneinstrahlung können sich vor allem große Rahmen im Laufe der Zeit verziehen, die Fenster schließen nicht mehr richtig.

Fenster aus Holz

Holz wird traditionell als Material für den Fensterrahmenbau eingesetzt und sind in den unterschiedlichsten Profilierungen erhältlich. Die Kosten liegen über denen von Kunststofffenstern, allerdings halten Holzfenster bei guter und regelmäßiger Pflege eine kleine Ewigkeit und lassen sich mehrmals aufarbeiten. Sicherheit gibt das RAL-Gütezeichen der Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e. V.. Das Label garantiert unter anderem Optik und Maßhaltigkeit, Schlagfestigkeit und ein gutes Brandverhalten.
Standardholzfenster bestehen aus Vollholz, durch eine doppelt eingefügte Dichtung wird ein hohes Maß an Dichtigkeit erreicht. Mehrschalige hochdämmende Querschnitte verfügen über einen Dämmkern oder Luftkanteln und eine entsprechend große Bautiefe. Die hochwärmedämmenden Holzfenster sind für Passivhäuser geeignet.
Der Nachteil am Holzrahmen ist die recht aufwändige Wartung. Die Holzrahmen müssen in regelmäßigen Abständen mit Holzschutzfarbe behandelt werden, nur so ist die lange Lebensdauer gewährleistet. Für intakte Fenster ist ein Neuanstrich alle zwei Jahre empfehlenswert.

Verbundfenster

Eine besonders schlaue Lösung stellen Verbundfensterrahmen dar. Während die inneren Profile aus warmem Holz den Räumen eine wohnliche Atmosphäre geben oder als Kunststoffprofil in Weiß klare Linien schaffen, sorgen äußere Aluminium- oder Stahlprofile für den perfekten Wetterschutz und die gewünschte Optik.

Fenster und Wärmedämmung

Der endgültige Wärmedämmwert eines Fensters, der in Form des U-Wertes angegeben wird, setzt sich aus drei einzelnen Einzelwerten zusammen. Diese sind in der DIN EN ISO 10077-1 festgelegt:

Aus den drei Einzelwerten ergibt sich der Wert uw. Die Hersteller geben die Werte an, die sich in der Regel auf ein Normfenster beziehen. Die tatsächlichen Werte des Fensters weichen jedoch meist ab, der U-Wert muss deshalb für jedes Fenster am Objekt ganz individuell berechnet werden.

Tipp:
Der Dämmwert des Rahmens ist niedriger als der der Verglasung, deshalb besitzen kleine Fenster durch den prozentual höheren Rahmenanteil einen schlechteren U-Wert als große Fensterflächen mit wenig Rahmen. Zur besseren Dämmung kommt noch die höhere Lichtausbeute durch größere Fensterflächen.

Fensterarten

Fenster unterscheiden sich in Form und Größe, im Rahmenmaterial sowie in der Öffnungsart. Unterschieden werden dabei vorwiegend folgende Typen:

Tipp:
Neben dem klassischen Fenster als Einzelelement sind auch Fensterbänder möglich. Kurz unter dem Dach angeordnet, bringen sie Licht in die Räume und lassen die gesamte Konstruktion leicht und luftig wirken. Die Fenstersegmente sind als Festverglasung oder zum Öffnen vorgesehen.

Fensteranschlüsse

Fenster in der Außenfassade können generell auf drei verschiedene Arten in der Fensteröffnung befestigt werden. Als Laibung werden die beiden senkrechten Begrenzungen bezeichnet, die Unterkante der Fensteröffnung wird Fensterbank (innen), bzw. Sohlbank (außen) genannt. Der obere Abschluss ist der Fenstersturz. Die Anschlagsart eines Fensters richtet sich nach dem Wandaufbau, der Lage der Wärmedämmung und nach statischen Gesichtspunkten. Unterschieden werden:

Tipp
Im Massivbau mit Mauerziegeln, Kalksandstein oder Porenbeton kommen häufig Formsteine zum Einsatz. So wird mit wenig Aufwand eine saubere Überdeckung der Anschlüsse zwischen Laibung und Fensterrahmen erzeugt.

Fensterabdichtung

Fensterdichtungen sorgen dafür, dass Wind, Kälte und Feuchtigkeit nicht durch die Bauteilanschlüsse gelangen können. Ebenso sitzen zwischen Rahmen und Blendflügel Dichtungen als sogenannte Dichtungsprofile. Eine regelmäßige Kontrolle sorgt dafür, dass die Fenster dauerhaft dicht bleiben. Moderne Fensterkonstruktionen haben heute mehrstufige Lösungen mit mindestens zwei Dichtungen. Für die Abdichtung der Fensterfugen am Bauteilanschluss kommen witterungsbeständige spritzbare Dichtstoffe, dauerelastische Dichtbänder oder vorkomprimierte Fugenbänder zum Einsatz.

Tipp:
Entscheidend für die Auswahl des Dichtstoffes sind die Ausbildung der Fugen sowie die Ausführung der angrenzenden Bauteile.

Einbruchschutz

Fenster und Türen sind besonders gefährdet, wenn es um Einbruch geht. Beschläge, Rahmenkonstruktion und Verglasung können deshalb einbruchhemmend oder einbruchsicher ausgeführt werden. In der DIN 1627 sind verschiedene Widerstandsklassen definiert, die sich auch auf den entsprechenden Produkten widerfinden. Die Klassifizierung reicht von RC 1 als minimaler Grundschutz bis RC 6 für den Schutz gegen leistungsfähige Einbruchwerkzeuge wie Bohrmaschinen oder Winkelschleifern.

Tipp
Im Wohnbereich sind in der Regel die Widerstandsklassen RC1 für die oberen Geschosse bis RC 3 mit erschwerten Bedingungen ausreichend. Die höheren Klassen kommen für den gewerblichen Einbruchschutz zum Einsatz.

Noch kaum bekannt: Rahmenlose Fenster eröffnen völlig neue Designmöglichkeiten

Der Fensterrahmen gilt als die energetische Schwachstelle einer Gebäudehülle. Da lag es nahe, Fenster zu entwickeln, deren Glasanteil höher ist als bei herkömmlichen Modellen und die keinen sichtbaren Rahmen mehr haben. Die Entwickler hatten beobachtet, dass die anderen Bestandteile der Gebäudehülle in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt wurden, sich für die problematischen Rahmen jedoch keine Lösung abzeichnete. Doch der Gedanke, dem sie dann gefolgt sind, war so einfach wie wirkungsvoll: Wenn sich der Rahmen nicht weiter thermisch verbessern lässt, muss er so weit wie möglich zurückgedrängt werden. Daher wurde der Anteil des Fensterrahmens an der gesamten Fensterfläche drastisch reduziert und das, was noch von ihm übrig war, mit Dämmmaterial überdeckt und verputzt.
Durch dieses völlige Verschwinden in der Fassade ist der neuartige Rahmen vollständig vor Witterungseinflüssen geschützt und muss weder gereinigt noch gestrichen werden. Auch das Warten und Reinigungen der Dichtungen entfallen. Von außen sind nur noch die Verglasung und der Fensterflügel sichtbar, was die Reinigung der Fenster deutlich erleichtert. Die Fensterprofile bestehen aus Holz, Aluminium, Kunststoff oder Kohlefaser.
Rahmenlose Fenster sind energetisch so hochwertig und innovativ, dass sie sich für den Bau von Passivhäusern eignen. Einige Hersteller haben sich ihre Produkte sogar vom Passivhausinstitut Darmstadt zertifizieren lassen, um dieses Qualitätsmerkmal glaubwürdig belegen zu können. Hinsichtlich des Schallschutzes stehen sie konventionellen Fenstern in nichts nach.

Keine Einschränkungen beim Gebrauch

Auch wenn sie keinen sichtbaren Rahmen haben, lassen sich rahmenlose Fenster selbstverständlich öffnen: Der Fachhandel bietet sie mit aufschlagbaren Fensterflügeln, als Schiebevariante oder auch mit einer elektronischen Bedienung an, die das automatische Öffnen ermöglicht. Immer mehr Architekten entdecken die rahmenlosen Fenster als neues Gestaltungselement: Durch ihre Konstruktion lösen sie optisch die ansonsten strikte Trennung zwischen innen und außen auf und geben einem Raum mehr Tiefe und Großzügigkeit. Auch der größere Einfall von Tageslicht sorgt dafür, dass sich die Nutzer eines mit diesen Fenstern ausgestatteten Raums wohl fühlen. Diese Vorzüge haben allerdings auch ihren Preis: Die moderne Fenstervariante kostet pro Quadratmeter etwa 550,-- Euro.

Einbruchschutz ist kein Problem

Die Hersteller bieten einige Möglichkeiten an, um den Einbruchschutz zu verbessern:

Rahmenlose Fenster werden im Fachhandel auch unter den Bezeichnungen „Ganzglas-Systeme“ oder „Stufenglas-Systeme“ angeboten.