Lüftungsanlagen in Wohngebäuden - für gute Luft und Energieeffizienz

Be- und Entlüftung im HausGute Raumluft ist ein entscheidender Faktor für hohe Wohnqualität. Durch die strengen Anforderungen des Gesetzgebers an den Wärmeschutz werden Gebäude zunehmend luftdichter, natürliche Frischluftzufuhr und Zirkulation gehen gegen Null. Um die Luftqualität zu sichern, kommen Lüftungsanlagen zum Einsatz. Lüftungskonzepte laut DIN 1946-6 vorgeschrieben sind grundsätzlich für jedes Gebäude zu erstellen.

Stoßlüftung reicht längst nicht mehr aus!

Mit jeder neuen Fassung der Energieeinsparverordnung (EnEV) steigen die Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden. Das Ergebnis: Eine hohe Energieeffizienz und geringe Heizkosten, aber auch eine erhöhte Anforderung an die Be- und Entlüftung des Gebäudes, um den notwendigen Luftaustausch für die Gesundheit der Bewohner sowie den Erhalt der Gebäudesubstanz zu sichern. Um die Lüftungswärmeverluste zu minimieren und gleichzeitig die Luftqualität zu gewährleisten, kommt in hochgedämmten Häusern sowie in Sanierungsobjekten mit Vollwärmeschutz zunehmend die kontrollierte Wohnraumlüftung zum Einsatz. Ein Wärmetauscher entzieht der verbrauchten Abluft aus den Räumen 70 bis 95 % der Wärmeenergie, bevor sie nach außen abgeleitet wird. Die gewonnene Energie wird genutzt, um die angesaugte Frischluft vorzuwärmen. Ein energetisch rundes Konzept mit Vor- und Nachteilen.

Lüftungskonzepte nach DIN 1946-6

Für Neubauten, aber auch dann, wenn bei der Sanierung der Gebäudehülle lüftungstechnisch relevante Maßnahmen ergriffen werden (zum Beispiel der Austausch von mehr als einem Drittel der Fenster oder der Dachfläche) fordert die DIN 1946-6 ein Lüftungskonzept. Erstellt wird dieses von Fachleuten, die sich auf Lüftungstechnik oder Gebäudemodernisierung spezialisiert haben. Bei der Überprüfung, ob für das betreffende Bauwerk lüftungstechnische Maßnahmen (LtM) erforderlich sind, werden bauphysikalische, lüftungs- und gebäudetechnische sowie hygienische Gesichtspunkte beachtet. Ebenfalls berücksichtigt werden Gebäudeart und Gebäudelage. Sind laut Lüftungskonzept lüftungstechnische Maßnahmen notwendig, erfolgt im nächsten Schritt die Auswahl eines geeigneten Lüftungssystems. Siehe auch: https://www.hausbauberater.de/heiztechnik/lueftungskonzept-neubau-und-sanierung.

Lüftungsanlagen – zentral oder dezentral

Die Be- und Entlüftung per kontrollierter Wohnraumlüftung ist weder vom Lüftungsverhalten der Bewohner noch von den Witterungsbedingungen wie Außentemperatur oder Windverhältnissen abhängig und sichert dadurch die Einhaltung der nach EnEV geforderten Energiewerte. Die gängige Variante sind mittlerweile kombinierte Lüftungsanlagen, die sowohl die Ableitung der Abluft als auch die Zuführung von Frischluft automatisch steuern. Teil jeder Anlage sind Ventilatoren, Filter, ein Wärmeüberträger sowie eine elektronische Steuerungsanlage. In modernen Neubauten mit hoher Wärmedämmung empfiehlt sich der Einbau einer zentralen Lüftungsanlage, mit der das komplette Gebäude ent- und belüftet wird. Dazu wird ein bewährtes Lüftungskonzept genutzt:
Verbrauchte Abluft wird aus den Feuchträumen abgesaugt, Wohn- und Büroräumen wird Frischluft zugeführt. Über offen Türen und Überströmöffnungen verteilt sich die Frischluft in der gesamten Einheit. Dieses Konzept hält den Aufwand an Lüftungsleitungen gering, reduziert den Energieverbrauch der Ventilatoren und minimiert Wärmeverluste sowie Austrocknungseffekte. Da der nachträgliche Einbau einer zentralen Lüftungsanlage kostenintensiv und baulich aufwändig ist, kommen in der Gebäudesanierung vielfach dezentrale Geräte zum Einsatz. Die dezentrale Wohnraumlüftung wird über Lüftungsgeräte realisiert, die in die Außenwand einzelner Räume eingebaut werden und jeweils einen Raum be- und entlüften. Ein Nachteil der dezentralen Geräte ist eine mögliche Beeinträchtigung der Schalldämmung des Gebäudes gegen Außenlärm.

Vor- und Nachteile von kontrollierten Lüftungsanlagen

Das Konzept der kontrollierten Wohnraumlüftung bringt neben der Reduzierung von Lüftungswärmeverlusten und dem gesteuerten Luftaustausch noch weitere Vorzüge mit:

Dem gegenüber stehen einige Nachteile, die bei der Überlegung, eine Lüftungsanlage in der Wohnung, bzw. im Gebäude zu installieren, ebenfalls zu berücksichtigen sind:

Insbesondere der letzte Punkt kann für die Bewohner des belüfteten Gebäudes Probleme schaffen. In den Wintermonaten sinkt die Luftfeuchtigkeit häufig auf unter 30 % ab. Die angesaugte Frischluft besitzt deshalb nach der Erwärmung eine sehr niedrige Luftfeuchte, die zur Reizung der Atemwege führen kann. Zwar lässt sich dieses Problem durch einen integrierten Luftbefeuchter beheben, allerdings besteht hier bei nicht regelmäßiger Wartung das Risiko von Keimbildung. Diese verteilen sich über das Lüftungssystem in der gesamten Wohnung und kontaminieren die Innenraumluft. Eine weitere Variante zur Erhöhung der Luftfeuchte bietet eine integrierte Feuchterückgewinnung. Da sich diese nur schwer oder gar nicht steuern lässt, besteht das Risiko einer zu hohen Luftfeuchtigkeit und Schimmelbildung.

Lüftungsanlage beim Heizen mit Gas

Mit der EnEV 2014 wurde der Primärenergiebedarf, also der maximal zulässige Verbrauch eines Gebäudes für die Nutzung von Heizung, Warmwasser, Lüftung und Kühlung, um weitere 25 % reduziert. Der Maximalwert wird rechnerisch anhand eines Referenzgebäudes mit idealen Verbrauchswerten ermittelt, das mit dem nachzuweisenden Gebäude identisch ist. Das Referenzgebäude wird immer mit zentraler Abluftanlage berechnet. Durch diese Optimierung besitzt es eine besonders gute Energiebilanz.
Um die Werte zu erfüllen, reicht eine moderne mit Gas betriebene Brennwerttherme, kombiniert mit solarer Trinkwassererwärmung allein nicht mehr aus, zusätzliche Maßnahmen sind erforderlich. Möglich sind eine extreme Dämmung der Gebäudehülle zur Begrenzung der Wärmeverluste, alternativ kann eine kontrollierte Wohnraumlüftung plus Wärmerückgewinnung und eine solare Heizungsunterstützung eingebaut werden.
Da für stark gedämmte Wohngebäude heute ohnehin ein Lüftungskonzept gefordert wird, bietet sich die zweite Alternative, bei der die Gas-Brennwerttherme mit einer kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung kombiniert wird, für Neubauten in energetischer wie finanzieller Hinsicht an.
Das Thema kontrollierte Wohnraumlüftung ist aus dem Wohnungsbau heute nicht mehr wegzudenken. Ohne diese Systeme würde die durch eine hohe Dämmung eingesparte Energie zum großen Teil durch die Fensterlüftung wieder verschwendet werden, in den weitgehend luftdichten Innenräumen gibt es Schwierigkeiten mit Luftfeuchtigkeit und -qualität. Die zusätzlichen Baukosten, die die automatische Belüftung verursacht, können zum Teil über staatliche Förderprogramme wie das Programm abgefangen werden.