Innenputz und Spachtelarbeiten

InnenputzIm Innenbereich gibt es verschiedene Arten der Wandgestaltung. Massivbaustoffe werden in vielen Fällen auf der Wandinnenseite verputzt. Die Putzschicht dient entweder als Endbeschichtung oder als Untergrund für Fliesen oder Verschalungen. Die große Vielfalt an Putzarten und -bezeichnungen hat dazu geführt, dass Putze nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden. Eine grundsätzliche Unterscheidung erfolgt anhand der Bindemittel und Zuschlagstoffe. Putze im Innenbereich erfüllen eine Vielzahl von Aufgaben, die weit über die Herstellung einer dekorativen Innenwand mit glatter Oberfläche hinausgehen. Eng verwandt mit Putz und Putzarbeiten sind Spachtelmassen. Sie werden teilweise vollflächig, in der Regel aber zu Abdichtungs- und Glättarbeiten eingesetzt.

Aufgaben von Putzen und Putzsystemem

Für Putze wie Spachtelmassen gibt es unterschiedliche Ausführungsarten. Diese wirken sich wiederum auf Eigenschaften und Optik der Wandbeschichtungen aus. Als Wandbeschichtung haben Putze dabei viel mehr als nur dekorative Aufgaben:

Tipp:
Damit der fertige Innenputz gut aussieht und seine Aufgaben erfüllt, ist eine frühzeitige Abstimmung mit mehreren Faktoren erforderlich. Relevant für den gewählten Putz sind unter anderem der Untergrund, die Raumnutzung sowie die Gestaltungsvorstellungen des Bauherrn.

Putzarten für die Innenwand

In Abstimmung mit dem Massivbaustoff und den Anforderungen innerhalb der Räume ist die Auswahl unter verschiedenen Putzarten möglich. Jede der Rezepturen bringt Vorzüge und besondere Eigenschaften mit sich. Die Auswahl erfolgt immer mit Blick auf die Optimierung des Wandaufbaus und eines gesunden Wandklimas. Putze gliedern sich, bezogen auf die Bindemittel, in zwei große Gruppen:

Betrachtet man die Zuschlagstoffe, dann gibt es folgende verschiedene Kriterien zur Untergliederung:

Durch spezielle Vergütungen und Zusätze, die sogenannten Additive, können den Putzen besondere Eigenschaften verliehen werden.

Vielfach werden Innenputze nach ihren Hauptbestandteilen bezeichnet und klassifiziert. Die Bezeichnung nach dem Bindemittel sagt allerdings noch nicht aus, dass nicht auch Inhaltsstoffe der anderen Kategorien enthalten sind. So kann ein zementgebundener Putz durchaus auch organische Bestandteile beinhalten. Grundsätzlich gilt jedoch für jeden Putz: Aus der Mischung von Bindemitteln, Zuschlagstoffen oder Additiven ergeben sich spezielle Eigenschaften und damit bevorzugte Einsatzbereiche.

Kalkputze

Kalk als Bindemittel kommt für verschiedene Putzsorten zum Einsatz. Die Anteile wechseln ebenso wie die weiteren Inhaltsstoffe und die verwendete Kalkart. Kalkputze sind rein mineralisch und bestehen aus gelöschtem Kalk, Sand als Zuschlagsstoff und Wasser. Beim Aushärten nimmt der Kalk Kohlendioxid aus der Luft auf und verwandelt sich in Kalkstein. Kalkputze sind hoch alkalisch und damit natürlich fungizidwirksam. Algen oder Schimmel können sich dort nicht absetzen, der hohe pH-Wert verleiht der Wandbeschichtung eine antibakterielle Wirkung. Der diffusionsoffene Putz ermöglicht das Abtrocknen des Untergrunds, kann Feuchtigkeit aufnehmen und auch wieder abgeben. Kalkputz ist deshalb auch für Feuchträume geeignet, muss allerdings vor direktem Spritzwasser geschützt werden. Im Badezimmer lässt sich dies durch Fliesenbeläge in den Spritzwasserbereichen realisieren.
Neben dem klassischen Kalkputz, der bereits seit der Antike als Innenputz eingesetzt wird, gibt es für den Einsatz im Neubau verschiedene weitere Putzarten mit dem Bindemittel Kalk:

Generell eignet sich Kalkputz für alle Massivbaustoffe und viele Einsatzbereiche. Besonders für Allergiker ist das Material ideal, da Kalk in der Lage ist, Schadstoffe wie Formaldehyd, Kohlenwasserstoffverbindungen oder Stickstoff abzubauen. Häufig wird Kalkputz auch für dekorative Putztechniken zur Herstellung hochwertiger Oberflächen eingesetzt.

Tipp:
Wird Kalkputz auf Trockenbauwänden oder Vorwandinstallationen verarbeitet, dann eignen sich faserarmierte Gipsplatten oder zementgebundene Perliteplatten besser als Gipskartonplatten.

Gipsputz

Gipsputze sind für Innenräume mit normaler Luftfeuchte geeignet, können aber auch kurzfristig höhere Feuchtigkeitsgehalte verkraften. Wichtig ist, dass das Material anschließend wieder vollständig abtrocknen kann und seine Ausgleichsfeuchte erreicht. Gips dient als Bindemittel und wird mit Zuschlagstoff, Wasser und verschiedenen Zusätzen zum Gipsputz. Dieser wird in der Regel als Werktrockenmörtel für verschiedene Anwendungsbereiche eingesetzt. Der große Vorteil dieser Putzart ist, dass er auf entsprechend vorbereiteten und ausreichend trockenen Untergründen meist nur einlagig verarbeitet werden muss. In der Praxis sind Schichtdicken bis 25 mm, an einzelnen Stellen sogar bis zu 50 mm, in einem Arbeitsgang realisierbar. Die einlagige Ausführung macht diese Putzart besonders wirtschaftlich, da Zeit- und Materialaufwand bei der Verarbeitung vergleichsweise gering sind. Gips darf sogar als Dünnlagenputz mit einer Stärke von 3 bis 6 mm aufgetragen werden. Dies ist in der DIN EN 13279 und DIN V 18550 geregelt. Plansteine aus Porenbeton oder Kalksandsteine sind als Untergrund für Dünnpütze zugelassen. Gipsputze gelten weiterhin als Brandschutzputze, da auch in den vollständig ausgetrockneten Putzflächen ein hoher Wasseranteil kristallin gebunden ist. Dieses verdampft im Brandfall und schützt das verputzte Bauteil.

Kunstharzputz

Kunstharzputze, auch als Dispersionsputze bezeichnet, besitzen als Bindemittel organische Polymerdispersionen oder Harze. Kalk oder Zement sind in diesen Putzen nicht enthalten. Kunstharzputze werden meist verarbeitungsfertig ausgeliefert und werden maximal aufgerührt oder leicht mit Wasser verdünnt. Dispersionsputze zeichnen sich durch eine große Vielfalt in der Gestaltung aus. Die Putze variieren in Körnung, Farbe und Struktur und können auf sehr unterschiedliche Weise auf Wand oder Decke aufgebracht werden. Die Trocknung erfolgt nicht wie bei den mineralischen Putzen durch eine chemische Reaktion, sondern durch das Verdunsten des enthaltenen Wassers. Dadurch bedeuten niedrige Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit auch eine verlängerte Trocknungszeit. Kunstharzputze sind diffusionsdicht, das heißt sie nehmen keine Feuchtigkeit auf und es ist kein Feuchteaustausch mit der dahinterliegenden Massivbauwand möglich. Eine Ausnahme bildet der Silikonharzputz. Durch die Zugabe von Silikonharzen als Emulsion wird die Diffusionsfähigkeit des Materials erhöht. Nachteilig sind hier die deutlich höheren Materialkosten.

Lehmputz

In der ökologischen Bauweise ist Lehmputz ein ausgesprochen beliebtes Material. Rein natürlich und ohne Schadstoffe hat Lehm eine besonders hohe Wasseraufnahme- und abgabefähigkeit und reguliert deshalb die Raumluft sehr gut. Lehm bindet Schadstoffe und gibt eine wohnliche Atmosphäre. Moderne Lehmputze können heute als Streich- oder Spritzputz aufgetragen werden. Die Verarbeitung verlangt einiges an Fachwissen. Aufgrund seiner Feuchteempfindlichkeit ist Lehmputz nur bedingt für Feuchträume geeignet.

Tipp:
Damit die diffusionsoffenen Putze ihre guten Eigenschaften im Bereich der Atmungsaktivität behalten, muss auch die Endbeschichtung diffusionsoffen sein. Auf Ökoputzen wie Lehm sollte, um die besonderen Eigenschaften optimal auszunutzen, auch eine ökologische Farbe aufgebracht werden.

Die Mörtelgruppen nach DIN 18 550 für mineralische Putze

Im Juni 2015 wurde die DIN V 18 550 mit ihrer Einteilung in Mörtelgruppen komplett durch die DIN 18 550-1 und 18 550-2 ersetzt. Allerdings haben die alten Bezeichnungen in der Baupraxis nach wie vor eine hohe Relevanz. Erfahrungsgemäß dauert es einige Jahre, bis die Umstellung in Literatur und die Angaben in Produktzulassungen komplett neu eingestellt haben. In Abhängigkeit vom Material kennt die „alte“ DIN folgende Gruppen:

Die DIN legt weiterhin fest, für welche Anwendungen die Putze der jeweiligen Gruppen geeignet sind. In der DIN EN 998-1 Norm, 2010-12: Festlegungen für Mörtel im Mauerwerksbau - Teil 1: Putzmörtel; Deutsche Fassung EN 998-1:2010 sind weitere Einteilungen rund um mineralische Putze getroffen:

Weiterhin sind die Putze auch dort nach den Festmörteleigenschaften wie Druckfestigkeit, kapillare Wasseraufnahmefähigkeit und Wärmeleitfähigkeit klassifiziert. Die Abkürzungen CS I bis CS IV entsprechen den Werten der alten Norm, allerdings mit erweiterten Wertebereichen.

Lieferformen für Putze

Moderne Putze werden kaum noch auf der Baustelle hergestellt. Für eine gleichbleibende Qualität kommen beim Profi heute Werktrockenmörtel zum Einsatz. Diese werden maschinell nach einer vorgegebenen Rezeptur angemischt. Der Putzmörtel ist exakt zusammengesetzt und dadurch in seinen Eigenschaften definierbar. Durch Zugabe von Wasser auf der Baustelle entsteht aus dem sogenannten Werkputzmörtel eine verarbeitbare Mischung in der richtigen Konsistenz. Alternativ kann Putz auch als Werkfrischmörtel angeliefert werden. Der einsatzbereite Mörtel kann sofort an der Wand verarbeitet werden. Weniger empfehlenswert sind sogenannte Werkmörtel. Diese bestehen aus einer Kalk-Sand-Mischung, vor Ort werden Wasser und andere Zutaten wie zum Beispiel Zement als Bindemittel zugegeben. Durch die bauseitige Zugabe kann es zu Ungenauigkeiten und Abweichungen in der Mischung und damit auch in den Eigenschaften des Putzes kommen. Soll Putz maschinell aufgebracht werden, zum Beispiel als Spritzputz, ist die Eignung des Produktes vorab zu prüfen. Der Handel hält für diese Anwendung sogenannte Maschinenputze als Werktrockenmörtel bereit.

Verputztechniken und Oberflächen

Zum fachgerechten Verputzen gehört eine gute Vorbereitung des Unterrundes. Dieser muss trocken, sauber und tragfähig sein, vor allem bei gipshaltigen Oberflächen darf die Restfeuchte im Untergrund nicht mehr als 3 % betragen. Werden Betonoberflächen verputzt, dann dürfen dort keine Trennmittel, wie zum Beispiel Schalungsöle vorhanden sein, auch Zementschleier werden vorab mit einem geeigneten Reiniger entfernt. Gerade bei dünnlagigen Putzen muss der Untergrund geebnet werden. Dies beinhaltet das Verschließen von Fugen und Schlitzen sowie Fehlstellen und Löchern. Bei stark saugenden Untergründen wie porosierten Ziegeln, Porenbeton oder Kalksandstein, empfiehlt sich eine Untergrundbehandlung mit Aufbrennsperre. Sind Untergründe sehr unterschiedlich saugend, wie es zum Teil bei Kalksandstein der Fall ist, dann sorgt eine Haftbrücke für guten und zuverlässigen Halt des Putzes.
In der neuen DIN 18550-2 sowie in der DIN EN 998-1 sind Festlegungen zur richtigen Putzdicke getroffen. Je nach Putzart gelten folgende Werte:

Bei mehrlagigen Systemen beziehen sich die genannten Werte jeweils auf die Gesamtstärke von Unter- und Oberputz. Putz kann auf vielerlei Arten an die Wand gebracht werden, ebenso vielseitig sind die Oberflächen, die durch die unterschiedlichen Bearbeitungsvarianten entstehen. Generell unterscheidet man folgende Techniken zum Auftrag des Putzes auf die Wand:

Kellenwurfputz

Bei dieser Technik wird der Putzmörtel mit der Kelle an die Wand geworfen. Die Struktur wird so belassen, es entsteht ein ungleichmäßiges Wandbild. Die Absicht ist dabei, ein zufälliges Muster zu erzielen, das auf die handwerkliche Herstellung verweist. Als Putzmörtel kommen grobe Mischungen mit einer Körnung des Zuschlagstoffes zwischen 6 bis maximal 32 mm zum Einsatz. Wird der Kellenwurf nach dem Anwerfen mit einem Glätter verdichtet, dann spricht man vom Kellenstrichputz. Diese Technik wird bei mehrlagigen Putzen für den Auftrag der Unterputze eingesetzt.

Spritzputz als Maschinenputz

Spritzputze werden mittels einer Putzmaschine auf die Wand aufgespritzt und anschließend weiterbearbeitet. Geringe Korngrößen zwischen 1,5 und 4 mm und eine dünnflüssige Konsistenz verleihen der Wandoberfläche eine gleichmäßige Struktur, in der die Körnigkeit jedoch erhalten bleibt.

Die Qualitätsstufen für Innenputze

Für die Ausführung von Innenputzen gibt es verschiedene Standards, die in die Qualitätsstufen Q 1 bis Q 4 eingeteilt sind. Die sogenannten Q-Stufen beziehen sich auf die Oberflächenqualität, die wiederum im engen Zusammenhang mit der abschließenden Beschichtung steht.

Die Qualitätsstufen für Innenputze gelten jeweils auch für die Verspachtelung von Gipskarton im Innenbereich.

Tipp:
Bauherren sollten in der Leistungsbeschreibung ganz genau festlegen, welche Putzqualität gewünscht ist. Häufig sind dort nur allgemeine Aussagen wie malertauglich, tapezierfertig oder streiflichttauglich getroffen. Diese Begriffe gelten nicht als verbindliche Qualitätsbegriffe.

Spachtelmassen

Spachtelmassen sind in verschiedenen Rezepturen erhältlich und werden vorwiegend zum Verschließen von Löchern und Rissen oder zum Ausgleich von Unebenheiten eingesetzt. Generell unterscheidet man nach dem eingesetzten Bindemittel zementgebundene, gipsgebundene und kunstharzgebunden Massen. Diese kommen in verschiedenen Zusammensetzungen jeweils für unterschiedliche Anwendungsbereiche zum Einsatz. Auch in der Konsistenz gibt es Klassifizierungen. Sogenannte verlaufsfähige Spachtelmassen kommen zum Nivellieren von Böden zur Anwendung, mit standfesten Spachtelmassen reparierte man Löcher und Risse und verschließt Fugen.

Anwendungsbereiche für Spachtelmassen
Je nach Zusammensetzung und verwendetem Bindemittel unterscheiden sich die Einsatzbereiche der Spachtelmassen:

Neben den Spachtelmassen, die vorwiegend zum Ausbessern verwendet werden, gibt es die Gruppe der Dekorspachtel. Diese werden für die Herstellung hochwertiger und dekorativer Wandflächen eingesetzt. Die Spachtelmassen sind zum Beispiel mit effektvollen Pigmenten angereichert oder bilden bei geringem Gewicht großvolumige Massen. Verschiedene Techniken wie die venezianischen Edelputztechniken, Marmorino oder verschiedene Glätttechniken schaffen Wandbeschichtungen nach historischem Vorbild.

Innenputze und Spachtel – hochwertige Wandbeschichtung mit langer Lebensdauer

Das große Angebot an verschiedenen Innenputzen und Spachtelmassen ermöglicht heute eine präzise Auswahl der richtigen Produkte für jeden Anwendungsbereich. Richtig ausgewählt, auf den vorhandenen Massivbaustoff abgestimmt und vom Bauausführenden fachgerecht aufgetragen, sorgt eine hohe Putzqualität für langlebige und tragfähige Oberflächen. Neben den regulären Putzen als dauerhafte Wandbeschichtung können Putze mit besonderen Eigenschaften auch für spezielle Anforderungen an den Brandschutz, einen erhöhten Schallschutz oder als bewehrter Putz ausgeführt werden. Je nach verwendetem Putz und Qualität beim Verputzen selbst, kann der Baustoff eine Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten aufweisen. Bevorzugt ist diffusionsoffener Innenputz zu verwenden. Dadurch wird das Raumklima geregelt und die Gefahr, dass sich Feuchtigkeit in der Wand bildet und zu Schimmel führt, wird deutlich minimiert. Entscheidend für diese Funktion des Innenputzes ist, dass nicht nur dieser, sondern auch die aufgetragenen Beschichtungen diffusionsoffen gewählt werden.